Formelsammlung (Mas­sen-)­Träg­heits­momente

Hier finden Sie in einer Tabelle die Formeln zur Berechnung der Massen­trägheits­momente (kurz als Träg­heits­moment oder auch als Inertial­moment bezeichnet, früher Dreh­masse) gängiger Körper:

  • Vollzylinder
  • Hohlzylinder
  • Zylindermantel
  • Quader
  • Kugel
  • Hohlkugel
  • Kugelschale
  • Punktmasse
  • Vollkegel
  • Kegelmantel
  • Kegelstumpf


Zudem wird der Satz von Steiner ange­führt und das Träg­heits­moment eines Hohl­zylinders her­ge­leitet.


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Tabelle mit Formeln von Massen­träg­heits­momenten

Möchte man die Massenträgheits­momente von dünnen Scheiben, dünnen Platten oder schlanken Stäben berechnen, können auch die unten stehenden Formeln ver­wendet werden – dazu muss nur die je­weilige Länge null ge­setzt werden:

  • dünne Scheibe: Formeln für Voll­zylinder mit l = 0
  • schlanker Stab: Formeln für Voll­zylinder mit R = 0
  • dünne Platte: Formeln für Quader mit a = 0, b = 0 oder h = 0


Die roten Pfeile stellen die Dreh­achsen dar, sie ver­laufen – außer bei der Punkt­masse – stets durch den Schwer­punkt des je­weiligen Körpers:

 

Körper Massenträgheits
momente bezüglich
der x-Achse
Massenträgheits-
momente bezüglich
der y-Achse
Massenträgheits-
momente bezüglich
der z-Achse
Vollzylinder
Vollzylinder
$$J_x=\frac{m}{12}·(3·R^2+l^2)$$ $$J_y=\frac{m·R^2}{2}$$ $$J_z=\frac{m}{12}·(3·R^2+l^2)$$
Zylindermantel
Zylindermantel
$$J_x=\frac{m}{12}·(6·R^2+l^2)$$ $$J_y=m·R^2$$ $$J_z=\frac{m}{12}·(6·R^2+l^2)$$
Hohlzylinder
Hohlzylinder
$$J_x=\frac{m}{12}·(3·(R^2+r^2)+l^2)$$ $$J_y=\frac{m}{2}·(R^2+r^2)$$ $$J_z=\frac{m}{12}·(3·(R^2+r^2)+l^2)$$
Vollkugel $$J_x=J_y=J_z=\frac{2·m·R^2}{5}$$
Kugelschale $$J_x=J_y=J_z=\frac{2·m·R^2}{3}$$

Hohlkugel

Hohlkugel
$$J_x=J_y=J_z=\frac{2·m}{5}·\frac{R^5-r^5}{R^3-r^3}$$
Quader $$J_x=\frac{m}{12}·(a^2+h^2)$$ $$J_y=\frac{m}{12}·(b^2+h^2)$$ $$J_z=\frac{m}{12}·(a^2+b^2)$$
Punktmasse $$J_x=m·R^2$$ $$J_y=0$$ $$J_z=m·R^2$$
Vollkegel $$J_x=\frac{3·m}{20}·(R^2+4·h^2)$$ $$J_y=\frac{3}{10}·m·R^2$$ $$J_z=\frac{3·m}{20}·(R^2+4·h^2)$$
Kegelmantel   $$J_y=\frac{m·R^2}{2}$$  
Kegelstumpf   $$J_y=\frac{3·m}{10}·\frac{R^5-r^5}{R^3-r^3}$$  

Besonderheiten

  • Bei zylindrischen und kegeligen Körpern sind die Massen­träg­heits­momente um zwei Achsen identisch. Beim vom Rechner ver­wendeten Koordinaten­system sind das die Träg­heits­momente bezüglich der x- und der z-Achse, da diese Körper rota­tions­sym­metrisch um die y-Achse sind.
  • Bei einer Kugel und bei einem Würfel sind sogar alle drei Massen­träg­heits­momente gleich groß.
  • Das Trägheits­moment eines Kegel­mantels ent­spricht dem Träg­heits­moment eines Voll­zylinders (jeweils auf die y-Achse bezogen).

Zusammengesetzte Massen­träg­heits­momente & Satz von Steiner

Einen kom­plexen Körper kann man meist aus mehreren ein­fachen Teil­körpern zusammen­­setzen. Die Massen­trägheits­momente von Teil­körpern kann man be­liebig addieren bzw. auch sub­trahieren, wenn sich deren Schwer­punkte (Massen­mittel­punkte) auf der­selben Achse befinden – siehe Her­leitung der Formeln für einen Hohl­zylinder im folgenden Ab­schnitt.


Liegen die Schwer­punkte von zwei Teil­körpern jedoch auf zu ein­ander parallelen Achsen, wird das gesamte Massen­träg­heits­moment JB bezüglich der betrachteten Achse mit dem Satz von Steiner be­rechnet:

$$J_B = J + m · d^2$$


Erklärung der Variablen:

J

Massenträgheitsmoment eines Teil­körpers bezüg­lich einer Achse durch dessen Schwer­punkt. Die Berechnung erfolgt mit den Formeln aus der oberen Tabelle.

m Masse des Teilkörpers
d Abstand zwischen den parallelen Drehachsen


Rechenbei­spiel – auch An­wen­dung des Satz von Steiner:

Herleitung der Formeln für einen Hohlzylinder

Ausgehend vom Träg­heits­moment eines Voll­zylinders wird das Massen­träg­heits­moment eines Hohl­zylinders durch Ab­ziehen der Träg­heits­momente von zwei Voll­zylindern mit unter­schied­lichen Radien be­rechnet.

Definitionen

Zunächst benötigen wir ein paar Definitionen:
 

Allgemeiner Vollzylinder
 

Trägheitsmoment um y-Achse:

$$J_y=\frac{m·R^2}{2}$$

Trägheitsmoment um x- bzw. z-Achse:

$$J_x=\frac{m}{12}·(3·R^2+l^2)$$

Masse:

$$m=\rho · V=R^2 · \pi · l · \rho$$
 

Äußerer Vollzylinder 1 mit dem Radius R und der Masse m1

Trägheitsmoment um y-Achse:

$$J_{y_1}=\frac{m_1·R^2}{2}$$

Trägheitsmoment um x- bzw. z-Achse:

$$J_{x_1}=\frac{m_1}{12} · (3 · R^2+l^2)$$

Masse:

$$m_1=R^2 · \pi · l · \rho$$
 

Innerer Vollzylinder 2 mit dem Radius r und der Masse m2

Trägheitsmoment um y-Achse:

$$J_{y_2}=\frac{m_2 · r^2}{2}$$

Trägheitsmoment um x- bzw. z-Achse:

$$J_{x_2}=\frac{m_2}{12} · (3 · r^2+l^2)$$

Masse:

$$m_2=r^2 · \pi · l · \rho$$

Herleitung des Massen­träg­heits­moments bezüg­lich der y-Achse

Nun kann das gesamte Massen­trägheits­moment des Hohl­zylinders be­züg­lich der y-Achse als Differenz ange­schrieben werden:

$$J_y=J_{y_1}-J_{y_2}=\frac{m_1·R^2}{2}-\frac{m_2·r^2}{2}$$


Herausheben von 1/2 und ein­setzen für die beiden Massen ergibt:

$$J_y=\frac{1}{2}·(R^2·\pi·l·\rho·R^2-r^2·\pi·l·\rho·r^2)$$


Nun hebt man wieder heraus, wendet eine der bino­mischen Formeln an und sortiert die Terme etwas um:

$$J_y=\frac{\pi·l·\rho}{2}·(R^4-r^4)=\pi·l·\rho·(R^2-r^2)·\frac{1}{2}·(R^2+r^2)$$


Beim Ausdruck π*l*ρ*(R2 – r2) handelt es sich um die Masse eines Hohl­zylinders. Also lautet das ge­suchte Massen­träg­heits­moment des Hohl­zylinders um die y-Achse:

$$J_y=\frac{m}{2}·(R^2+r^2)$$

Herleitung des Massen­träg­heits­moments bezüg­lich der x- bzw. z-Achse

Nun schreibt man wieder das gesamte Massen­trägheits­moment des Hohl­zylinders als Differenz an, wobei die Träg­heits­momente um die x-Achse und die z-Achse gleich groß sind:

$$J_x=J_z=J_{x_1}-J_{x_2}=\frac{m_1}{12}·(3·R^2+l^2)-\frac{m_2}{12}·(3·r^2+l^2)$$


Durch Herausheben von 1/12, Einsetzen für die Massen und Auflösen der Klammern bekommt man:

$$J_x=J_z=\frac{1}{12}·(R^2·\pi·l·\rho·3·R^2+R^2·\pi·l·\rho·l^2-r^2·\pi·l·\rho·3·r^2-r^2·\pi·l·\rho·l^2)$$


Herausheben ergibt:

$$J_x=J_z=\frac{1}{12}·\left[3·\pi·l·\rho·(R^4-r^4)+l^2·\pi·l·\rho·(R^2-r^2)\right]$$


Durch Anwenden einer der binomischen Formeln erhält man:

$$J_x=J_z=\frac{1}{12}·\left[3·\pi·l·\rho·(R^2-r^2)·(R^2+r^2)+l^2·\pi·l·\rho·(R^2-r^2)\right]$$


Nun hebt man den Ausdruck π*l*ρ*(R2 – r2) heraus:

$$J_x=J_z=\frac{1}{12}·\pi·l·\rho·(R^2-r^2)·\left[3·(R^2+r^2)+l^2\right]$$


Der vorhin herausgehobene Ausdruck ist die Masse des Hohlzylinders. Daher lautet die Formel für das Massen­träg­heits­moment des Hohl­zylinders um die x- bzw. z-Achse:

$$J_x=J_z=\frac{m}{12}·\left[3·(R^2+r^2)+l^2\right]$$

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Seite erstellt am 11.06.2019. Zuletzt geändert am 14.11.2021.